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Zahl-Friss-Geh - Nassfeld

Mit vier Kindern sind wir auf Urlaub gefahren, zwei kamen mit der wundersamen Vermehrung, die ich und mein Gatte tendenziell an den Tag legen, dazu. Also Abendessen im Appartement (2 Herdplatten und 4 Sessel) unmöglich, daher bestellen wir einen Tisch beim "Geflügelten" (Name ist der Redaktion bekannt) am Passo Pramollo für 8 Personen. Auffällig beim Eintreten ins Restaurant ist, dass es kaum Gäste gibt. Die Tischtücher etc. weisen sich jedoch als sauber aus.

Nassfeld mit italienischer Flagge Ein mittelalterlicher Italiener; der sich als unser "Tischcoach" herauskristallisiert, mit schwarzgrau-melierten straffen Locken, scheint ein Lineal verschluckt zu haben. Geschäftig, als wäre das Lokal bis zum letzten Sessel ausgebucht, schwirrt er mit strenger Miene herum, bemüht, Beherrschung zu behalten. Mit sechs Kindern ist es halt nicht so einfach, auf Anhieb eine klare unwiderrufliche Bestellung ohne Sonderwünsche aufzunehmen. Obwohl wir uns als "Gruppenführer" bemühen, die vorgelegte Karte in Windeseile auf das Wesentliche zu reduzieren, gibt es dort und da noch Fragen und Bestellungswechsel. Wie sich zeigt, schon "spürend", dass einige Dinge vielleicht doch nicht der Vorstellung und dem Geschmack eines verwöhnten kleinen Prinzen- und Prinzessinnendaseins gereichen.

In geistiger Umnachtung und nicht mehr meinem "inneren Kind" oder meiner "inneren Stimme" folgend, äußerlich hatte sich niemand für mich in diesem Trubel engagiert, wähle ich in guter Absicht einen Fisch für Gesundheit und Figur. Doch das kurze Schwachwerden "vielleicht sollte ich doch mal etwas Gesundes essen" zeichnete sich als dramatische Fehlentscheidung ab. Auch meinem Jüngsten verordnete ich, zwar eine andere Sorte, aber trotzdem Fisch, um dem ewigen Nudeln-mit-Parmesan-Schneesturm Einhalt zu gebieten. Die Bestellung bekam eine gewisse Eigendynamik, immerhin hat derzeit mein Gatte die Hauptleitungskompetenz und so kam es, dass ein Großteil der Meute sich wieder in gewohnter Manier Pizza und Nudeln orderte.

Manchmal hat das Entgleiten einer Struktur oder ein provoziertes Chaos doch auch sein Gutes. So hatten von acht Personen nur drei ein scheußlich Mahl bekommen. Die zwei Fische, nicht gut, aber teuer, waren höchstens zum Entsorgen geeignet und Gott sei Dank, hatte ich vorher schon drei klare Schnäpse und so eine "Fischvergiftung" präventiv abwehren können. Der Fisch meines jüngsten Sohnes war zwar nicht so stinkend und verbrannt wie meiner, aber als Fischprofi rümpfte er die Nase, kostete zweimal und meinte, der Fisch sei absolut geschmacklos und die Kartoffeln alt, womit er schlicht und einfach recht hatte.

Auf die Frage an meinen Mann, wie denn sein Fleisch schmecke, bekam ich eine kurze und klare Antwort die lautete: "Das Fleisch stinkt noch nicht, wenn Du das wissen willst, aber zum Essen ist es auch nicht". Ein Versuch, das Kinderglück zu retten und für die Nudel-Pizzatiger einen krönenden Abschluss zu setzen, scheiterte zum Teil an der fast geleerten Tiefkühltruhe und an den alters-verrunzelten Eisbechern und Hörnchen, die einen depressiven Eindruck bei mir hinterließen. Gedanklich provozierten sie in mir die Frage, ob Eisvergiftungen wohl tödlich verlaufen können.

Um eine Eskalation unserer Gefühle zu vermeiden, beschlossen wir ohne Reklamation das Lokal zu verlassen und die 113,- Euro als Lehrgeld für unsere nächsten Urlaube auf dem Nassfeld - Italienische Seite - zu behandeln. So erleben wir in diesem schönen Schigebiet, dass die Verpflegung äußerst zu wünschen übrig lässt. In dem einzig genießbaren Laden, der abends geöffnet hat, muss man um 18 h erscheinen, um einen Tisch zu bekommen, die Küche ist nur bis 20 h geöffnet und um 21 h hat man schleunigst das Lokal zu verlassen, weil es geschlossen wird.

Nur weil wir die letzte Saisonwoche gebucht haben und trotzdem Hauptsaisonpreise bezahlen, kann das Strafausmaß für uns doch nicht so massiv ausfallen ? ;)

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