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Mobbing in der Schule - Mein Kind wird schikaniert

Wo Menschen zusammentreffen gibt es Konflikte. Gerät ein Konflikt aber dermaßen außer Kontrolle, dass eine Person regelrecht schikaniert wird, spricht man von Mobbing. Es gibt allerdings keine allgemein anerkannte Definition von Mobbing – wohl aber einige Eckpunkte die helfen können, Mobbing zu erkennen und auszumachen.

Was ist Mobbing?

Von normalen Reibereien unterscheidet Mobbing sich durch die Intensität, die Häufigkeit, die Dauer und ein Machtgefälle: Mobbing liegt demnach vor, wenn eine Person über einen längeren Zeitraum systematisch und regelmäßig schwerwiegenden feindseligen Handlungen durch eine überlegene Gruppe oder Einzelperson ausgesetzt ist. Eine solche Umschreibung kann jedoch nie das subjektive Empfinden des Mobbing-Opfers wiedergeben – ein Faktor, der beim Thema Mobbing immer im Mittelpunkt stehen sollte.

Mobbing kommt ganz überwiegend in Umgebungen vor, die von Menschen nicht ohne weiteres verlassen werden können. Das klassische Beispiel, Mobbing am Arbeitsplatz, ist in den letzten Jahren immer stärker in den Fokus der (medialen) Aufmerksamkeit gerückt. Ein anderes typisches Mobbing-Milieu wird dagegen oft vergessen oder nicht ernst genommen: die Schule.

Dabei ist Mobbing in der Schule keine Ausnahmeerscheinung: So wird Statistiken zufolge jede(r) zehnte SchülerIn stark gemobbt. Vor Mobbing schützen dabei weder Ort oder Milieu der Schule noch Alter, Herkunft und Bildung des/der SchülerIn. Allerdings gibt es Personen-Gruppen die besonders gefährdet sind zum Opfer von Mobbing-Attacken zu werden. Hierzu gehören jene Kinder, die sich von ihren MitschülerInnen unterscheiden – etwa durch ihr Aussehen, eine Behinderung, einen Dialekt oder durch ihre schulischen Leistungen.

Handgreifliche Mädchen

Mobbing hat viele Gesichter

In der Schule kommt Mobbing in ganz unterschiedlichen Facetten vor. Es findet im Klassenzimmer, im Schulbus oder im Pausenhof statt und passiert vor, nach, aber auch während dem Unterricht. Des weiteren betrifft Mobbing nicht nur SchülerInnen: Untersuchungen haben gezeigt, dass auch Mobbing-Strukturen zwischen Lehrkräften und SchülerInnen existieren, und zwar beiderseitig. Es werden also sowohl SchülerInnen von LehrerInnen, als auch LehrerInnen von SchülerInnen gemobbt.

Mobbing bleibt in vielen Fällen nicht folgenlos – weder auf Seiten der TäterInnen, noch auf Seiten der Opfer. Wie die Auswirkungen im Einzelfall aussehen ist unterschiedlich. Häufigsten Symptome sind psychische Probleme, wie etwa Depressionen, Aggressionen, ein geringer Selbstwert oder Ängste. Auch psychosomatische Krankheiten wie Bauchschmerzen, Kopfweh oder Schlafstörungen sind oft die Folge dieser auch für Kinder schwierigen Situation.

Obwohl alle Varianten von Mobbing für die Opfer brutal und traumatisch sein können, liegt der Fokus in diesem Artikel auf Mobbing unter MitschülerInnen. Dieses kann etwa aus körperlichen Übergriffen und/oder deren mündliche Androhung bestehen. Damit verbunden sind nicht selten Erpressungsversuche: Die Opfer müssen sich freikaufen, um den Schikanen zu entgehen. Mindestens ebenso häufig werden den Mobbing-Opfern Gegenstände oder Kleidungsstücke abgenommen und versteckt. Versuche, das Eigentum wiederzuerlangen, dienen den Mobbing-TäterInnen dabei als Belustigung.

Manchmal findet Mobbing aber auch wesentlich subtiler statt – etwa indem ein(e) MitschülerIn immer wieder ausgelacht oder verspottet und dadurch aus der Klassengemeinschaft ausgeschlossen wird. Ähnliches bewirkt das gezielte Streuen von Gerüchten, welche das Mobbing-Opfer lächerlich machen. Aber auch ein Unterlassen von Handlungen kann zu Mobbing werden. Solch ein passives Mobbing liegt beispielsweise dann vor, wenn ein(e) SchülerIn systematisch geschnitten wird oder ihm/ihr wichtige Informationen, wie Hausaufgaben und Prüfungstermine, vorenthalten werden.

Ursachen

Die Ursachen von schulischem Mobbing unterscheiden sich von Fall zu Fall. Grundsätzlich sind mehrere Faktoren in Erwägung zu ziehen. Oft dient das Mobbing als Ventil für einen schwelenden Konflikt, den ein(e) beteiligte(r) SchülerIn mit sich herum trägt. Solche Konflikte können beispielsweise durch Über- oder Unterforderung, Leistungsdruck sowie ein schlechtes Klassenklima entstehen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Rolle des/der LehrerIn – denn ist die Beziehung der SchülerInnen zum/zur LehrerIn schlecht – etwa weil diese(r) zu autoritär oder zu führungsschwach unterrichtet – steigt die Wahrscheinlichkeit von Mobbing unter den SchülerInnen. Auch das Verhältnis der SchülerInnen zur speziellen Schule spielt eine Rolle: Wird diese nicht mit klar formulierten Regeln assoziiert, erhöht sich die Mobbing-Rate.

Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor ist schließlich die Familie: Wenn Kinder schon in ihrem Elternhaus die Erfahrung von Machtkämpfen oder Rassismus machen, führen sie dieses Vorbild nicht selten im Schulalltag fort.

Hinweise auf Mobbing

Wird Mobbing schnell erkannt, ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass es gestoppt werden kann. Allerdings ist es für Eltern oft nicht ganz leicht zu erkennen, ob Mobbing stattfindet. Denn – sei es aus Scham oder aus Angst – Tatsache ist, dass nur wenige Kinder offen über die Vorfälle sprechen. Es gibt jedoch gewisse Anzeichen, die Eltern hellhörig werden lassen sollten, etwa wenn ein Kind...

  • ungern in die Schule geht oder die Schule schwänzt
  • unsicher beim Sprechen ist, beispielsweise stottert
  • häufig über Kopf- oder Bauchschmerzen klagt
  • ungewöhnlich nervös ist
  • unter Schlafstörungen und/oder Albträumen leidet
  • in seinen schulischen Leistungen rapide absinkt
  • regelmäßig Geld „verliert“
  • mit Absicht zu spät zum Unterricht kommt
  • die Pause im Klassenraum verbringt
  • lustlos und traurig wirkt

Haben Eltern einen Mobbing-Verdacht, sollten sie ihr Kind behutsam aber beharrlich darauf ansprechen. Bestätigt sich die Vermutung, ist es ratsam auf dreierlei Ebenen Unterstützung anzubieten, nämlich Hilfe von Außen hinzuzuziehen, Vermeidungsstrategien zu erarbeiten sowie Ausgleich zu schaffen.

Hilfe von Außen

Die Schule entzieht sich zu großen Teilen dem elterlichen Einflussbereich, daher sollte in einem Mobbing-Fall unbedingt Kontakt zur Lehrkraft aufgenommen werden. Im Gespräch mit dieser gelingt es im Idealfall, etwaige Gründe für das Mobbing aufzudecken und zu beheben. Eine weitere Möglichkeit ist die Kontaktierung der zuständigen schulpsychologischen Beratungsstelle (Adressen unter www.schulpsychologie.at).

In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, die Eltern des/der Mobbing-TäterIn anzusprechen und zur Kooperation zu bitten. Dabei ist es wichtig, auf Vorwürfe zu verzichten und sachlich zu argumentieren, beispielsweise durch die Formulierung „Ich habe das Gefühl, zwischen meinem Kind und Ihrem Kind hat sich eine ungute Dynamik entwickelt, und ich würde unsere Kinder gerne dabei unterstützen, diese abzubauen“.

Vermeidungsstrategien erarbeiten

Zusätzlich können Eltern mit dem Kind gemeinsam Strategien erarbeiten, welche die Mobbing-Attacken verhindern oder zumindest abschwächen. Allerdings ist dies nicht ganz einfach, da sich solche Gegenmaßnahmen durch die Vielzahl an Mobbing-Handlungen nicht pauschalieren lassen.

Nach dem Motto „Wenn X wieder passiert, reagiere ich am besten so und so“ werden dabei konkrete Handlungsschritte überlegt, welche die Umwelt weniger reizen. In vielen Fällen bringt es auch Erfolge, an einer guten, offenen Kommunikationsfähigkeit zu arbeiten. Dabei sollte jedoch unbedingt der Eindruck vermieden werden, dass das Kind bisher etwas falsch gemacht hat und daher durch eigenes Verschulden zum Mobbing-Opfer wurde.

Ausgleich schaffen

Mobbing bedeutet für viele Kinder starken psychischen Stress, der gezielt ausgeglichen werden muss. Das beginnt damit, das Kind ernst zu nehmen und mit ihm über die Problematik zu sprechen. Zusätzlich sollte der bei Mobbing-Opfern oft empfindlich verletzte Selbstwert aktiv wieder aufgebaut werden.

Dabei kann das Ausüben einer Sportart eine wichtige Rolle spielen. In einem Sportverein bietet sich nicht nur die Möglichkeit, Gleichaltrige außerhalb der Schule kennenzulernen, sondern auch neue Stärken zu entdecken. Darüber hinaus hat regelmäßige Bewegung den Effekt, körperlich empfundene Angstzustände (z. B. Zittern) zu mindern. Auch genügend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung können helfen, die Stress-Resistenz des Kindes zu erhöhen. Leidet ein Kind stark unter den Mobbing-Attacken, kann Psychotherapie eine wichtige Hilfestellung bieten.

Manchmal nimmt das Mobbing – trotz elterlicher Unterstützung – einfach kein Ende. In diesem Fall ist es keine Schande, einen Schul- oder Klassenwechsel zu erwägen. Ein solcher Schritt will allerdings gründlich durchdacht und – am besten mit dem Kind und der Lehrkraft gemeinsam – ausführlich besprochen werden. Vor dem Start in der neuen Gruppe sollte möglichst intensiv an der Bewältigung der gemachten Mobbing-Erfahrung gearbeitet werden, damit das Kind die Erwartungshaltung eines Opfers ablegen kann – erhöht eine solche doch die Wahrscheinlichkeit, ein zweites Mal zum Mobbing-Opfer zu werden.

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Kommentar von Katze |

Schielende Kinder werden regelmäßig gemobbt, auch von den Lehrern. Da hilft auch oft ein Schulwechsel nichts, weil schielende Kinder von vornherein für "dumm" gehalten werden.