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Kurzsichtigkeit im Schulalter rechtzeitig erkennen

Das neue Schuljahr hat begonnen und für knapp 85.000 kleine Österreicherinnen und Österreicher war es dieses Mal ein besonderes Erlebnis: sie drückten zum ersten Mal die Schulbank. Den Schulbeginn nimmt die Bundesinnung der Augenoptiker/Optometristen zum Anlass, um sowohl Eltern als auch Schulen und Behörden vor einem massiven Anstieg der Kurzsichtigkeit zu warnen. Laut Angaben der Bundesinnung wird die Hälfte aller Erstklässler in Zukunft nämlich unter einem verminderten Sehvermögen leiden.

Drei kurzsichtige Kinder schauen auf ein Tablet

Symptome & Ursachen

Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen macht sich eine Fehlsichtigkeit oft über lange Zeit hinweg nicht bemerkbar. In den ersten Lebensjahren muss sich der Sehsinn ohnehin erst entwickeln. Mit etwa einem Jahr verfügen Kinder über 50% der Sehschärfe eines Erwachsenen. In den folgenden Jahren entwickelt sich das Sehvermögen konstant aber langsam weiter. Im Alter von neun Jahren sehen Kinder dann gleich gut wie ihre Eltern. Und genau in dieser Entwicklung liegt auch das Problem: das kindliche Auge kann eine bestehende Fehlsichtigkeit über Jahre ausgleichen, indem der Augenmuskel entsprechend (über)beansprucht wird. Dadurch fällt weder den Eltern noch den Kindern selbst auf, dass eine Beeinträchtigung vorliegt. Die Diagnose folgt zumeist erst mit Eintritt in die Schule, wenn erhebliche Probleme beim Lesen, Schreiben und der allgemeinen Konzentrationsfähigkeit sichtbar werden.

Natürlich sind nicht alle schulischen Schwierigkeiten automatisch auf eine Sehschwäche zurückzuführen. Wichtig in der Abklärung ist ein gutes Zusammenspiel zwischen Eltern, LehrerInnen sowie AugenärztInnen und dem betreuenden Kinderarzt/der betreuenden Kinderärztin. Zu den möglichen Symptomen zählen körperliche Beschwerden wie häufige Kopfschmerzen, eine Schiefhaltung des Kopfes, Rückenschmerzen sowie rasche Ermüdung. Außerdem eine ausgeprägte Lese- und Schreibschwäche, geringes Konzentrations- und Aufmerksamkeitslevel, fehlende Freude am Lesen, Zeichnen, Rechnen oder an Bastelarbeiten. Auch auf emotionaler Ebene gibt es Hinweise, die durchaus ernst zu nehmen sind: Angst vor der Schule, psychosomatische Bauchschmerzen, Unruhe, Nervosität, Schlafstörungen. In Rahmen einer engmaschigen Betreuung kann man der Ursache des Problems auf den Grund gehen. Möglicherweise stecken eine unentdeckte Fehlsichtigkeit, eine organische Erkrankung oder psycho-soziale Probleme dahinter.

Wichtig: nicht alle oben genannten Defiziten liegt eine Sehschwäche zugrunde, es lohnt sich jedoch, auch das Sehvermögen des betroffenen Kindes überprüfen zu lassen.

Therapie bei Sehschwäche

Eine unentdeckte Fehlsichtigkeit beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität oder die schulischen Leistungen, sondern wirkt sich langfristig negativ auf die Augengesundheit aus. Je eher eine Sehschwäche erkannt wird, desto erfolgreicher stehen die Chancen in Punkto Therapie. Daher plädieren ExpertInnen auch für eine regelmäßige Kontrolle beim Augenarzt/der Augenärztin. Erste Augenuntersuchungen sind bereits im Mutter-Kind-Pass vorgesehen, diese werden vom Kinderarzt/der Kinderärztin durchgeführt. Bei Auffälligkeiten gibt es eine Überweisung zum Facharzt.

Zu den häufigsten Sehschwächen zählen:

  • Kurz- oder Weitsichtigkeit
  • Schielen
  • Krümmungen der Hornhaut
  • Organische und/oder vererbte Augenerkrankungen (z.B. grauer Star, grüner Star, Erkrankungen des Sehnervs)

Die Behandlung variiert je nach Sehstörung. Brillen und Kontaktlinsen helfen dabei, eine Fehlsichtigkeit zu korrigieren. Wenn ein Kind schielt oder auf einem Auge stark fehlsichtig ist, dann werden häufig so genannte Schielpflaster eingesetzt. Das gesunde Auge wird mehrere Stunden am Tag oder mehrere Tage pro Woche (je nach Ausprägung) mit einem Pflaster überklebt. Dadurch muss sich das schwache Auge anstrengen, die Reize von außen eigenständig zu verarbeiten, es wird sozusagen trainiert. Auch Operationen sind in bestimmten Fällen eine Option (z.B. Schieloperationen, Eingriffe am Augenmuskel).

Tipps vom Augenoptiker

Was nur wenige Eltern wissen: unser Lebensstil wirkt sich auf die Gesundheit unserer Augen aus. Die Bundesinnung der Augenoptiker empfiehlt für Kinder mindestens zwei Stunden Bewegung im Freien täglich sowie nicht mehr als eine Stunde vorm Computer/Fernsehbildschirm bzw. vor dem Smartphone. Das beugt einer frühzeitigen Entwicklung von Kurzsichtigkeit vor. Gefordert sind in diesem Zusammenhang aber nicht nur die Erziehungsberechtigten, sondern auch Schulen und Betreuungseinrichtungen. „Wenn Kinder für eine optimale Seh-Entwicklung mindestens zwei Stunden täglich im Freien sein sollten und einen Großteil ihrer Zeit in der Schule und im Hort bzw. bei Hausaufgaben verbringen, dann müssen diese Stunden in den Schul- und Horttag integriert werden.“, so Markus Gschweidl, Bundesinnungsmeister der Augenoptiker / Optometristen. Dem „digitalen Klassenzimmer“ sieht er mit großer Skepsis entgegen.

Zusätzlich zum bewussten Lebensstil empfiehlt Gschweidl Eltern folgende Maßnahmen zur Erhaltung der Augengesundheit:

  • Jährliche Kontrollen beim Augenarzt/der Augenärztin
  • Unterstützung der Sehkraft durch spezielle Augenübungen und gegebenenfalls Augentropfen
  • Die richtige Brille wählen – die Sehkraft darf weder über- noch unterkorrigiert werden. Regelmäßige Kontrollen beim Augenoptiker haben sich bewährt.
  • Medienzeiten festlegen: fixe Zeiten zur Nutzung von Handy, Tablet oder Computer animieren Kinder dabei, sich ihr Zeitbudget sinnvoll einzuteilen. Nebenbei werden die Augen geschont.
  • Gemeinsam Zeit im Freien verbringen!
  • Eltern als Vorbilder: Regeln zur Handynutzung gelten idealerweise für alle Familienmitglieder und nicht nur für die Kinder. Auch gemeinsame Besuche beim Augenarzt/der Augenärztin sind eine gute Möglichkeit, um bei den Kindern mehr Bewusstsein für das Thema zu schaffen. Wenn sie sehen, wie Mama und Papa zum Augenarzt gehen, bestärkt dies das kindliche Verständnis von Gesundheit und Verantwortung.

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Kommentar von Günter Abels |

Kinder sollten gut behandelt werden.