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Taschengeld: So lernt dein Kind den richtigen Umgang mit Geld

Wie sieht es bei euch in der Familie mit dem Thema Gelderziehung aus? Sprecht ihr darüber, wenn das Geld am Ende des Monats einmal knapp wird? Hilft jedes Familienmitglied beim Sparen? Bekommen eure Kinder Taschengeld und wenn ja, wie viel? Der Volksmund meint zwar, dass man über Geld nicht spricht, wir sind aber der Meinung, dass man genau das tun sollte. Jeder von uns ist eng an den Geld- und Wirtschaftskreislauf unserer Gesellschaft gebunden, auch Kinder machen ihre ersten Konsumerfahrungen immer früher. Es gibt jedoch einige Tipps, mit denen Gelderziehung gelingt und durch die Kinder nach und nach lernen, eigene wirtschaftliche Erfahrungen zu machen. Ein Kernwerkzeug der Gelderziehung ist das Taschengeld. Auch darüber sprechen wir in diesem Artikel.

Mädchen spart ihr Taschengeld mit einer Spardose

Allgemeines zur Gelderziehung

Wissen ist die Basis für Entscheidungen schlechthin und führt zu einem verantwortungsvollen Umgang in Sachen Finanzen“, sagt Philip List, Leiter des Erste Financial Life Park (FLiP), einem Projekt am Erste Campus in Wien zur Förderung der finanziellen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen. Das bedeutet jetzt natürlich nicht, dass Kinder schon in jungen Jahren kleine Investmentprofis werden sollten. Es geht vielmehr darum, bei Eltern und letztlich auch Schulen sowie Institutionen ein gewisses Bewusstsein zu schaffen, dass es wichtig ist, Kinder etwa ab dem Volksschulalter aktiv an das Thema Geld heranzuführen. Folgende Themen kann man in kindgerechter Sprache entweder erklären oder manchmal (thematisch passend) auch spielerisch darstellen:

  • Wofür brauchen wir Geld? Was versteht man unter Konsum?
  • Wie hängen Arbeit, Leistung und Verdienst/Lohn zusammen? (Jugendliche können erste Erfahrungen dazu im Rahmen eines Ferialpraktikums sammeln)
  • Warum spart man?
  • Vor allem bei jüngeren Kindern: Welchen Wert hat ein Gegenstand? Wie viel kostet das Lieblingsspielzeug?
  • Warum muss man nicht jedem Trend sofort folgen und was bedeutet es, einen Wunsch auch einmal aufzuschieben?

Eine wichtige Rolle in der Gelderziehung kommt den Eltern selbst zu. Sie agieren einerseits als Ansprechpersonen, indem sie gewisse Zusammenhänge erklären, darlegen, wie in der Familie gewirtschaftet wird, welche Ressourcen zur Verfügung stehen und aber auch, was alles aus der Familienkasse bezahlt werden muss, um beispielsweise in der Familienwohnung oder dem Haus wohnen zu können. Eltern sollten auch darüber sprechen, warum es wichtig ist, sich nur dann etwas zu kaufen, wenn auch das Geld dafür vorhanden ist. Das ist in gewisser Art und Weise dann schon eine Erziehung hinsichtlich der Prävention von möglichen Schuldenfallen (z. B. Handyspiele im Teenageralter).

Andererseits erfüllen Eltern eine Vorbildfunktion. Wenn sie gemeinsam mit ihrem Kind durch einen Supermarkt oder ein anderes Geschäft gehen, beobachten Kinder (bewusst oder unbewusst) genau, wie Eltern sich verhalten. Wird einfach wahllos eingekauft oder gibt es einen Einkaufszettel, der eingehalten wird? Auch beim Thema Sparen dürfen Eltern gerne als Vorbilder aktiv werden. Sie können gemeinsam mit dem Kind nach einem Einkauf etwas Geld in die Spardose geben oder es aber auch einmal zu einer Einzahlung bei der Bank mitnehmen. Im Zuge dessen bietet es sich an, wenn Kinder erfahren, dass Sparen so etwas wie ein „Zurücklegen für später“ ist und warum das der Familie eine gewisse Sicherheit verschafft.

Wie viel Taschengeld und ab wann?

In einer Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstitutes Integral im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen gaben 82 Prozent der ÖsterreicherInnen an, dass Kinder durch eigenes Taschengeld den sorgsamen Umgang mit Geld lernen. Zudem haben Hochrechnungen ergeben, dass Kinder in Österreich pro Jahr etwa 320 Millionen Euro in Form von Taschengeld zur Verfügung haben. „Diese Hochrechnung muss man allerdings nüchtern betrachten, denn nicht jedes Kind bekommt wöchentlich oder monatlich Taschengeld. Dennoch lässt diese Summe aufhorchen. Denn wie Kinder damit umgehen und was sie damit machen, wird vor allem von den Eltern beeinflusst. Diese müssen ihre Sprösslinge im Umgang mit Geld schulen“, so List vom FLiP.

Wie viel Taschengeld sollen Kinder nun also bekommen? Es gibt eine Grundformel für zwei Altersgruppen:

  • Formel für 6- bis 12-Jährige: 30 bis 50 Cent x Lebensjahr = Taschengeld pro Woche
  • Formel für 13- bis 19-Jährige: 2,00 bis 3,60 x Lebensjahr = Taschengeld pro Woche

Beginnen kann man mit der Auszahlung demnach ab dem sechsten Lebensjahr des Kindes – das fällt bei den meisten Kindern auch mit dem Eintritt in die Volksschule zusammen. Auch dort lernen die Kinder dann gewisse geldwirtschaftliche Themen, selbstverständlich entsprechend pädagogisch aufbereitet.

Taschengeld: Regeln für Eltern und Kinder

Taschengeld ist ein tolles Werkzeug, um Kindern ab dem sechsten Lebensjahr Verantwortung für das eigene Geld zu übertragen. Sie lernen, dass sie meistens überlegen müssen, ob sie sich einen Konsumwunsch erfüllen können, ob das Geld dafür ausreicht. Außerdem erfahren sie, was es bedeutet, sich Finanzen einzuteilen, Taschengeld für eine spätere Wunscherfüllung anzusparen und im Moment auf einen direkten Konsumwunsch zu verzichten.

Damit die Gelderziehung gut funktioniert, gibt es ein paar Regeln, die sowohl für Eltern als auch für Kinder gelten:

  • Kinder dürfen das Taschengeld frei verwenden – Eltern haben kein Mitspracherecht. Ausnahme: Das Kind darf sich nicht gefährden!
  • Die Auszahlung erfolgt in einem zuvor vereinbarten Rahmen (wöchentlich, monatlich) und pünktlich. In jüngeren Jahren bekommen Kinder das Geld in bar, später können Eltern den Betrag auch auf ein Jugendkonto überweisen.
  • Es gibt keine Vorauszahlung und keine Nachzahlung. Dadurch lernen Kinder, dass sie tatsächlich haushalten müssen, wenn es einmal knapp werden sollte.
  • Die Auszahlung des Taschengeldes ist an keine Bedingungen wie beispielsweise Schulnoten oder Mithilfe im Haushalt geknüpft. Taschengeld ist kein Erziehungsinstrument!
  • Kinder sollten animiert werden, Teile des Taschengeldes auch anzusparen.
  • Die Güter des täglichen Bedarfs wie Schulsachen, Kleidung oder Lebensmittel werden weiterhin von den Eltern bezahlt. Das Taschengeld darf für „Extras“ verwenden werden. Ebenso kann man ein Kind zur finanziellen Beteiligung auffordern, wenn es beispielsweise einen Gegenstand mutwillig zerstört.
  • Die Summe, die regelmäßig an das Kind ausbezahlt wird, soll an die finanziellen Verhältnisse der Familie angepasst werden.

Übrigens: Wenn du mehr über die Gelderziehung von Kindern und Jugendlichen erfahren möchtest, haben wir hier noch einen interessanten Artikel für dich!

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