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Neurodermitis bei Kindern

Die Haut ist gerötet, trocken und oft wund, der Juckreiz will nicht aufhören und das Kind leidet sichtlich unter der Belastung. Neurodermitis ist eine weit verbreitete Hauterkrankung, der nur mit spezieller Pflege und dem Verzicht auf bestimmte Stoffe, Angewohnheiten oder Nahrungsmittel entgegengetreten werden kann.

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Mädchen cremt sich ein

Neurodermitis zählt zur Gruppe der mit Allergien in Zusammenhang gebrachten Krankheiten - sogenannten Atopien. Sie ist auch bekannt als atopisches Ekzem, atopische Dermatitis oder endogenes Ekzem, erklärt Kinderarzt Dr. Peter Voitl. Schätzungen zufolge sind bis zu zehn Prozent aller Schulkinder von Neurodermitis betroffen. In der Gesamtbevölkerung sind es rund 2,5 Prozent. Leidet ein Elternteil an Neurodermitis, liegt das Risiko eines Neugeborenen, ebenfalls daran zu erkranken bei 15 Prozent. Sind beide Elternteile betroffen, erhöht es sich auf rund 45 Prozent. Ohne familiäre Vorbelastung liegt die Wahrscheinlichkeit noch immer bei rund zehn Prozent.

Von der Mutter wird die Veranlagung zu Neurodermitis eher vererbt als vom Vater, erklärt Kinderarzt Voitl. Laut der Österreichischen Lungenunion findet sich zudem bei 70 Prozent der betroffenen Kindern in der näheren Verwandtschaft mindestens eine weitere Person, die an einer atopischen Erkrankung leidet oder gelitten hat.

Ursachen von Neurodermitis

Neurodermitis ist keine Allergie, da ihr Ursprung meist nicht eindeutigen Allergenen zugeteilt werden kann. Weshalb genau Kinder an Neurodermitis erkranken, konnte von der Medizin bislang nicht geklärt werden. Vermutet werden erbliche Veranlagungen, die in Zusammenhang mit Umweltfaktoren zu einer Erkrankung, besser gesagt zu einer überschießenden Reaktion der Haut führen und dem Auftreten der typischen Symptome führen. Das gehäufte Vorkommen in Familien mit betroffenen Mitgliedern scheint dies zu bestätigen. Durch den dünnen Fettsäuremantel der Haut, der bei den Betroffenen diagnostiziert werden kann, rufen die auslösende Faktoren noch stärkere Reaktionen hervor.

    Diese Auslöser können sehr unterschiedlich sein:
  • Abstillen eines Säuglings und Umstellung auf andere Nahrung
  • Reaktion auf Waschmittel, Nahrungsmittel oder Kleidungsstoff (Synthetikfaser, Schafwolle)
  • Umweltverschmutzung, Pollen
  • psychosomatische Faktoren, psychische Belastung
  • Wetterveränderung
  • hormonelle oder neurohormonelle Faktoren

Trockene Luft, Schweiß und heiße Bäder begünstigen die Hautirritationen. Als Risikofaktoren gelten außerdem das Rauchen während der Schwangerschaft und in der Stillzeit sowie die Ernährung der Mutter während der Stillperiode. Zudem spielen andere Allergien, die bei Familienmitgliedern auftreten eine Rolle bei der Entstehung von Neurodermitis.

Symptome

Die typischen Symptome sind gerötete, trockene Haut mit teilweise starkem Juckreiz, wobei die Anzeichen meist in Schüben auftreten. Je nach Alter und Patient können die äußeren Merkmale von Neurodermitis jedoch auch anders ausfallen.

Bei Säuglingen macht sich Neurodermitis oft als Rötungen an den Wangen, an den Armen, Beinen, am Körper oder auch am Kopf bemerkbar, die auch mit gelblich-bräunlichen Krusten versehen sein können. Mit zunehmendem Alter der Kinder zeigen sich die Flecken vor allem in Arm- und Kniebeugen, am Nacken sowie an den Handgelenken. Gehen die Rötungen mit Juckreiz einher, kann es durch das Kratzen zu nässenden Ekzemen oder Infektionen mit Herpes oder Bakterien kommen.

Therapie

Mit zunehmendem Alter werden die Symptome meist schwächer oder verschwinden bis zum Erwachsenenalter ganz. Besteht aber eine erbliche Vorbelastung, können die Symptome länger andauern bzw. können Betroffene zusätzlich andere Krankheiten wie Asthma entwickeln. Auch wenn Neurodermitis gerade für Säuglinge eine Belastung darstellen kann, gibt es mittlerweile sehr gute Behandlungsmöglichkeiten und Therapieansätze, die man konsequent verfolgen sollte.

Prinzipiell sollte ein Arzt zur Abklärung der Symptome aufgesucht werden, vor allem bei nässenden Ekzemen ist dies ein Muss. Nur so kann die passenden Behandlung gewählt und ein möglicherweise langer Leidensweg vermieden werden. Die Therapie wird zuerst die Behandlung der Entzündung sowie (falls vorhanden) der bakteriellen Superinfektion umfassen. In weiterer Folge muss der Juckreiz unterdrückt bzw. geschwächt werden, damit die Haut abheilen kann und vom Kind nicht wieder aufgekratzt wird. Wichtig ist außerdem, dass weitere Hautirritationen und der Kontakt zu Allergenen vermieden und auf die psychische Stabilisierung des Kindes geachtet wird, heißt es bei der Österreichischen Lungenunion. Denn Neurodermitis kann nicht nur aufgrund psychischer Stressfaktoren ausbrechen, sondern Stress auch verursachen.

Gerade kleinen Kindern fehlt noch das Verständnis für die Krankheit, bei schweren Fällen wird diese zur körperlichen und seelischen Belastung. Hier kann unter Umständen ein Gespräch mit einem Psychologen helfen.

Zur Behandlung der Entzündung werden normalerweise Cremen verschrieben. Je nach Stärke der Symptome kommen dabei einfache rückfettende Cremen bzw. Salben bis hin zu cortisonhaltigen Produkten zum Einsatz. Letztere dürfen nur von einem Arzt verschrieben werden und sollten lediglich über einen kurzen Zeitraum verabreicht werden. Diese Salben zeigen jedoch auch bei schweren Schüben eine schnelle Wirkung. Zusätzlich gibt es in akuten Fällen juckreizstillende Medikamente. Zu beachten bleibt, dass auch die stärkste Creme nur die Symptome, nicht aber die Auslöser behandelt. Werden die tatsächlichen Verursacher gefunden, müssen diese auch intensiv in die Behandlung eingebunden werden, betont man beim Bundesverband Neurodermitiskranker in Deutschland.

Beim Waschen sollte auf Weichspüler und parfümierte Waschmittel verzichtet werden, gleiches gilt für Körpercremes. Wie schon erwähnt, können auch bestimmte Stoffe als Auslöser identifiziert werden. Vor allem Schafwolle und synthetische Fasern sollten deshalb in Kleidungsstücken vermieden werden. Kleine Kinder können über Nacht Baumwollfäustlinge tragen, so wird das Kratzen an den entzündeten Stellen verhindert. Ihre Nägel sollten außerdem immer kurz gehalten werden. Kalte Umschläge getränkt mit schwarzem Tee lindern starken Juckreiz. Ergänzend zu schulmedizinischen Maßnahmen können auch alternative Heilmethoden angewendet werden, darunter Akupunktur oder Homöopathie. Eine Garantie für die Heilung können aber auch diese nicht geben.

Stillen kann bei der Vorbeugung von Neurodermitis helfen, die Mutter sollte in dieser Zeit jedoch auf hochallergene Nahrungsmittel wie Kuhmilch, Meeresfrüchte oder Nüsse verzichten. Zudem kann schon bei der Babynahrung auf eine hypoallergene Kennzeichnung geachtet werden. Treten erste Anzeichen einer Neurodermitis auf, können weitere Maßnahmen bei der Ernährung bzw. der vorläufige Verzicht auf bestimmte Lebensmittel mit dem Kinderarzt besprochen werden.

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